Der Indie-Autor (ich verstehe das als ehrenvolle Bezeichnung, schon wegen des Independent darin) genießt ein hohes Maß an Freiheit und Selbstverantwortung. Er muss dafür ein anderes Anforderungsprofil erfüllen als der Verlagsautor, der sich darauf beschränken mag, mit seiner Kunst zu ringen und schnöde Alltagsdinge gerne dem Verlag überlässt – damit allerdings auch große Teile seiner Selbstbestimmung und 80-90% der Einkünfte, die der Verlag erzielt.

Der Indie-Autor muss sich ums Marketing kümmern, um ein Lektorat, ein ansprechendes Cover, den optimalen Titel und vieles mehr.

Die Anhänger des herkömmlichen Systems, die ‘Indie-Autor‘ als Schimpfwort verstehen, stöhnen auf ob solcher Zumutungen. Da komme der Schriftsteller ja gar nicht mehr zum Schriftstellen, stöhnen sie, und obendrein sei er damit hoffnungslos überfordert. Man kann nur entgegnen, dass jeder kleine Selbständige, ob Handwerker, Gastwirt, Versicherungsmakler, Fotograf oder Programmierer mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert ist, viele schaffen es. Darauf einlassen muss man sich halt – oder die Entmündigung als gottgegeben hinnehmen. (Oder gar als Beleg der eigenen Göttlichkeit?)

Das zweite Stöhnen der Bewahrer betrifft die Qualität. Da haben sie – teilweise jedenfalls – ja vollkommen recht. Beim Self-Publishing kommen auch viele schlechte Bücher, häufig elende Büchlein, auf den Markt. Na und? Der eBook-Leser lernt schnell. Er überfliegt eine halbe Seite der Textvorschau und weiß, woran er ist. Der Müll verschwindet in den hinteren Rängen, was sich ganz vorne findet, trifft offenbar den Geschmack vieler Leute.

Außerdem, Hand aufs Herz: will irgendwer ernsthaft behaupten, dass in den Zeiten vor Book on Demand und eBook-Publishing nicht auch jede Menge Mist in den Regalen der Händler und Leser gelandet ist?

Beste Sommergrüße
Peter Bergmann

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