Nach ‚Das Knochenband‘ habe ich einen früheren Thriller von MacBride gelesen: ‚Der erste Tropfen Blut‘. Interessant ist der Vergleich, weil man nicht bei vielen Krimiautoren ihre Weiterentwicklung so deutlich vor Augen geführt bekommt. Der frühere MacBride ist ein spannender Krimi, aber längst nicht so souverän und auch sprachlich selbstbewusst wie ‚Das Knochenband‘. Er ist vorsichtiger, hat noch mehr Angst davor, die Bodenhaftung zu verlieren und abzuheben, mehr Angst, nicht klar genug verstanden zu werden. Spannend sind, wie gesagt, beide – und die Herstellung und Aufrechterhaltung von Spannung zählt schließlich zu den wichtigsten Merkmalen eines guten Krimis.

Im Zusammenhang damit steht mein allgemeiner Vorbehalt gegen Krimis, die als ausgewachsene Romane mit 500 oder 600 Seiten daherkommen. Überlänge geht fast immer auf Kosten der Spannung. Je länger eine aus dem gesamten Aufbau der Geschichte eigentlich schon fällige Lösung hinausgeschoben wird, desto mehr erlahmt das Interesse. Oder noch schlimmer: das Buch beginnt einem auf die Nerven zu gehen, man hat das Gefühl, gemessen an der Dichte des Plots, allzu lange hingehalten zu werden.

So weit ist bei meinen bisherigen MacBride-Erfahrungen nicht gekommen.

Im ‚Der erste Tropfen Blut‘ unterläuft dem Autor meiner Einschätzung nach ganz zuletzt ein kräftiger logischer Fauxpas. Den kann aber nur entdecken, wer das ganze Buch brav und aufmerksam liest.

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