Gabriel Toscani hat in seinem Werk „Und dann war Licht“ 35 Berichte über Nahtoderfahrungen gesammelt und aufgezeichnet. Die Existenz solcher Erfahrungen an der Schwelle zum Tod wird längst nicht mehr bestritten, ihre Interpretation lässt allerdings reichlich Raum für Spekulationen aller Art. Wiederkehrende Muster wie Beobachtung des eigenen Körpers von außen, dunkle Tunnels, helles Licht, intensive Farben, Begegnungen mit Verstorbenen, Engeln und überirdischen Wesen eröffnen natürlich vor allem religiös motivierten Auslegungen Tür und Tor. Aber auch dem noch nicht ganz erloschenen Gehirn traut man eine Menge zu. Die Heranziehung der Quantentheorie zur Bekräftigung von Jenseitsvorstellungen wird eher vage gehalten, wohl weil sich kaum einer der Physiker, die sich wirklich darauf verstehen, zu solch weitreichenden Folgerungen versteigen dürfte.

Toscani betont eingangs, kein Bekehrungsbuch schreiben zu wollen, die Auswahl seiner Geschichten stammt jedoch ausschließlich aus dem christlichen Kulturkreis und nicht selten tritt in den Berichten Jesus persönlich in Erscheinung – beziehungsweise ein Wesen, das von den Berichterstattern dafür gehalten wird. Interessant wäre es deshalb gewesen, auch etwas über Nahtoderfahrungen von Moslems, Hindus oder Buddhisten zu lesen.

Alle Nahtodberichte ziehen übrigens ganz unreflektiert einen zwingenden Schluss vom subjektiven Erlebnis zur objektiven Existenz eines jenseitigen Lebens, und übersehen dabei: Nahtod ist nicht Tod. Wer an der Schwelle einer fremden Welt steht, weiß nicht, wie es drinnen wirklich aussieht – und ob die Welt hinter der hübschen Schwelle tatsächlich existiert, auf welcher Ebene auch immer. Die wiederkehrende Phrase vom ‚absolut realen Empfinden‘, klammert ebenfalls aus, dass einem absolut realen Empfinden keine absolute Realität zugrunde liegen muss.

Fazit: Nicht die Erfahrungen selbst, doch die Schlüsse, die man daraus ziehen mag, bleiben eine reine Glaubensfrage. Was aber nicht dagegen spricht, darüber zu lesen.

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