Die fünfte Frau von Henning Mankell

Es beginnt mit einem Terrorakt in Algerien. Fünf schlafenden Frauen wird die Kehle durchgeschnitten, einer mehr als von den heldenhaften Tätern ursprünglich geplant. Dieser zusätzliche Zufallsmord führt mit zeitlicher Verzögerung zu einer Verbrechensserie in Schweden. Im Schweden Wallanders, um genau zu sein: einem düsteren, latent depressiven Schweden, voll von düsteren, depressiven, aber zugleich aggressiven und schlecht gelaunten Menschen. Gut dazu passt, dass Mankells/Wallanders Welt eine absolut humorfreie Zone ist.

Wallanders persönliches Highlight im Roman ist eine Romreise mit seinem Vater, der kurz darauf allerdings stirbt, so als müsse er ganz sicher gehen, dass das kurze Stimmungshoch nachhaltig gelöscht wird. Und so kämpft sich eine chronisch überlastete, traurige, unterbezahlte Polizeitruppe durch den Fall. Sie leidet an Schlafmangel, Kopf- und Magenschmerzen, fehlender Kinderbetreuung, teuren Autoreparaturen und wenn das nicht reicht, fällt einer so unglücklich, dass er mit Krücken weitermachen muss, während eines anderen Tochter von Mitschülern gemobbt wird, nur weil der Vater Polizist ist. Also auch mit der Gesellschaft geht es laufend bergab. Unter der Oberfläche schwelen Brutalität und Rücksichtslosigkeit.

Noch immer nicht trüb genug? Das Wetter gibt sein Bestes. Es ist vorwiegend regnerisch und kalt.

Soweit das Umfeld.

Mankell ist jedoch ein guter Schriftsteller. Es gelingt ihm trotz mancher Längen, Spannung aufzubauen und zu erhalten. Geschickt legt er seine Fährten und wenn auch manches im Nachhinein offen bleibt, gibt es einen Zeitpunkt, ab dem man das Buch nicht mehr weglegen mag – trübsinnige Protagonisten hin oder her.

Zu guter Letzt kann man mit Wallander sagen: „Dann wissen wir das.“

Und den Schweden (auch den schwedischen Polizisten) wünschen, dass ihre Realität ein bisschen heiterer aussieht als sie hier gezeichnet wird.

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